Forschungsarbeit in der Corona-Krise - Eine Interviewreihe


Den Abschluss unserer Interviewreihe macht Katharina Hauer, Forscherin im Pre-Center Health Promotion Research. Als Gesundheitsexpertin beleuchtet sie heute für uns den gesundheitlichen Aspekt: Was bedeutet ein Lockdown und Arbeiten im Home-Office unter diesen Umständen für die mentale Gesundheit? Was kann jeder Einzelne tun?

Wie hat die Corona-Krise deinen Arbeitsalltag verändert und wie funktioniert die Arbeit an Forschungsprojekten?

Katharina Hauer: Ich starte früher in den Arbeitstag, weil die 40-minütige Autofahrt ins Büro wegfällt. Die Arbeit im Home-Office funktioniert gut, vor allem Aufgaben wie Recherchetätigkeiten, Auswertung von Befragungen, Berichterstellung usw. sind kein Problem. Nur bei kreativen Tätigkeiten und in den Pausen fehlt der persönliche Austausch und Kontakt manchmal.

Bei den Forschungsprojekten kam es zunächst einer Vollbremsung gleich – eben gerade hatten wir noch Vor-Ort-Termine vereinbart, die aber wenige Tage später abgesagt werden mussten und leider nicht als Online-Meeting durchgeführt werden konnten. Wir haben daher andere Tätigkeiten vorgezogen und versuchen, so viel wie möglich digital zu machen, was mal besser und mal weniger gut funktioniert.

Was bedeutet ein Lockdown und auch Arbeiten im Home-Office für die mentale Gesundheit eines Menschen?

Katharina Hauer: Der Lockdown und die plötzliche Umstellung auf Arbeiten im Home-Office waren für viele Menschen mit großen Unsicherheiten verbunden: Wie lange wird das andauern? Wie soll ich meine Tätigkeiten im Home-Office erledigen? Wie geht es danach weiter? Der gewohnte (Arbeits-)Alltag wird komplett durcheinander gebracht und man muss sich immer wieder an neue Bedingungen anpassen. Diese Verunsicherung, dazu vielleicht noch Existenzsorgen, Einsamkeit, Angst vor Ansteckung usw. wirken belastend auf die psychosoziale Gesundheit der Menschen. Die Krise bietet aber auch die Chance, die eigene Resilienz – also psychische Widerstandsfähigkeit – zu stärken. Besonders wichtig sind dabei soziale Unterstützung und die Pflege von sozialen Beziehungen z.B. über Videotelefonie, aber es braucht auch einen gesundheitsfördernden Lebensstil, wie z.B. den (Arbeits-)Tag zu strukturieren, sich ausreichend zu bewegen, gesund zu ernähren und auf ausreichend Schlaf zu achten.

Was können Arbeitnehmer*innen und auch Arbeitgeber in dieser Situation positiv beitragen?

Katharina Hauer: Vor allem soziale Kontakte wirken sich positiv auf das Stressempfinden und das Wohlbefinden aus. Deshalb ist es wichtig, dass die technischen Grundvoraussetzungen und Unterstützung für virtuelle Kommunikation gegeben sind. Arbeitgeber bzw. Führungskräfte sollten regelmäßige Kommunikation im Team durch Anrufe und Videokonferenzen anregen und kollegiale Unterstützung fördern (Zusammenarbeit, gemeinsame Aufgaben). Auch die soziale Unterstützung durch die Führungskraft in Form von Informationsaustausch und Feedback darf nicht zu kurz kommen. Es liegt dann an den Arbeitnehmer*innen selbst, die Kommunikationsangebote in Anspruch zu nehmen und z.B. an virtuellen Kaffeepausen teilzunehmen. In Hinblick auf die Zeit nach der Krise ist es aus meiner Sicht wichtig, bereits jetzt die Erfahrungen zu sammeln und gemeinsam aufzuarbeiten.

Was nimmst du persönlich aus dieser Zeit mit?

Katharina Hauer: Ich nehme für mich eine noch größere Wertschätzung persönlicher Kontakte und eine noch bewusstere Pausengestaltung mit. Außerdem habe ich sehr viel Neues hinsichtlich digitaler Möglichkeiten gelernt.