Erstes Cooling Center im Burgenland öffnete seine Pforten

Überhitzung vor allem im städtischen Bereich ist ein immer mehr an Bedeutung gewinnendes Thema. Im Kampf gegen den Klimawandel und seine Auswirkungen ist die Landeshauptstadt mit vielen Initiativen Vorreiter. Die neue Einrichtung ist das Herzstück dieser Maßnahmen. Es wurde gemeinsam mit der Forschung Burgenland und unterstützt von der Nachhaltigkeitsinitiative der Raiffeisen Burgenland umgesetzt.

Was ist ein Cooling Center? Der klimatisierte Raum soll hitzegeplagten Menschen einen kühlen Raum zur Erholung bieten. Der Raum ist barrierefrei und steht kostenlos allen zur Verfügung. Dafür ist die Bürgerservicestelle adaptiert worden. „Große Hitze bedeutet für den Körper eine starke Belastung. Auch hier wollen wir Maßnahmen dagegen setzen und stellen hier eine Fläche von über 120m2 im Rathaus zur Verfügung und können damit allen Eisenstädterinnen und Eisenstädtern aber auch unseren Gästen eine kostenlose, konsumfreie Oase bieten. Wir laden alle ein unser Center auch abseits von Behördenwegen einfach zu besuchen und dem Hitzestress zu entgehen“, so Bürgermeister Thomas Steiner. Die Temperatur wird bei etwa 23 bis 24 Grad liegen, es gibt Wasser und ausreichend Infomaterial und Magazine zum Thema. Doch damit nicht genug: Im Cooling Center soll mittels Bildschirmen Bewusstseinsbildung zu den relevanten Themen Klimawandelanpassung, Energiegenossenschaft, Energiewendekreislauf etc. ermöglicht werden.

Der umweltfreundliche Betrieb dieses Centers ist der Stadt, der Forschung Burgenland und der RNI ein besonders Anliegen. Die Kälte wird mit lokalem erneuerbarem Strom aus der Eigenerzeugung unserer PV-Anlage am Rathausdach und aus der Eisenstädter Energiegenossenschaft versorgt. Da im Sommer besonders viel PV-Strom erzeugt wird bietet sich die Versorgung des Cooling Centers damit an. Es kommen Textilkühlkanäle zum Einsatz. Diese ermöglichen eine zugfreie und gleichmäßige Luftverteilung bei einer gleichzeitigen Reduktion der Betriebskosten um bis zu 40 Prozent im Vergleich zu einer Standard-Klimaanlage.

Basis dessen ist auch das Projekt „Creative Circle“ bei dem die Landeshauptstadt mit der Nachhaltigkeitsinitiative von Raiffeisen Burgenland (RNI) und der Forschung Burgenland GmbH zusammenarbeitet. Gemeinsam wird die Entwicklung und Umsetzung eines „Energiewendekreislaufs“ forciert. Dieser co-kreativer Energiewendekreislauf ermöglicht es, die lokal verfügbaren Ressourcen besser zu nutzen – das betrifft vor allem den Wärme- und Stromsektor der Stadt. Damit wird nun auch das Cooling Center gekühlt.

Philipp Novakovits, Projektleiter Forschung Burgenland, beschreibt das Projekt „Creative Circle“: „Beim Energiewendekreislauf bringen wir Aspekte der Kreislaufwirtschaft in das lokale Energiesystem. Wir möchten möglichst gut die lokalen Ressourcen nutzen, Kreisläufe schließen und ineffiziente Prozesse verbessern.“ Ein zentrales Projektvorhaben ist es die Abwärme zu nutzen, welche die Stadt über das Abwasser verlässt. Das soll über eine Großwärmepumpe bei der Kläranlage Eisenstadt erfolgen, dadurch kann die Wärme auf ein hohes Niveau gehoben, in die Fernwärme eingespeist und so der Bevölkerung wieder zur Verfügung gestellt werden. Der Betrieb der Wärmepumpe soll über Solarstrom bzw. aus der Energiegenossenschaft Eisenstadt erfolgen um die lokalen Ressourcen bestmöglich zu nutzen. Durch die Abwasserwärmenutzung kann Wärme umweltfreundlich bereitgestellt werden und der Biomasseverbrauch gesenkt werden. Zusätzlich wird das Thema durch Befragungen und Bewusstseinsbildungskampagnen hervorgehoben und gemeinsam mit der Stadt Hitzeschutzmaßnahmen erarbeitet. Ein zentrales Element, das auch im Projekt umgesetzt werden kann, ist eben das Cooling Center im Rathaus Eisenstadt.“

Die weiteren Maßnahmen der Stadt: Ebenfalls sollen vor dem Rathaus Sprühnebelanlagen installiert werden. Bereits im Vorjahr hatte die Stadt zu Testzwecken eine Anlage installiert. „Die Erfahrungen und Rückmeldungen waren durchwegs positiv“, so Steiner.  Seit dem vorigen Sommer wurde ebenfalls die Anzahl der Trinkbrunnen und Wasserspender in der Stadt mehr als verdoppelt. Insgesamt sind es jetzt 27, weitere sind bereits in Planung. „Wir screenen laufend das Stadtgebiet um potenzielle Plätze für Wasserspender und Trinkbrunnen zu definieren, etwa in der Nähe von Kinderspielplätzen, viel frequentierten Gehwegen oder anderen relevanten Orten, wie Sportplätzen, Friedhöfen etc“, so Steiner. Als weitere Maßnahme wurde im Vorjahr etwa auch die Domplatz-Haltestelle überdacht.

Bürgermeister Thomas Steiner mit GD-Stv. Eva Fugger von der Raiffeisenlandesbank Burgenland und Philipp Novakovits von der Forschung Burgenland im neuen Cooling Center und bei einer der zwei Sprühnebel-Anlagen in der Eisenstädter Fußgängerzone.